Querverweis: Medienwandel und Journalismus

30. Mai 2012

Stephan Weichert, Leif Kramp, Roman Przibylla und Simone Jung haben bereits Ende März im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung den »Innovationsreport Journalismus« veröffentlicht. Kern der Studie bildet eine Umfrage unter 1.115 deutschsprachigen Experten aus Journalismus, Verlagssektor, Rundfunk sowie Medien- und Kommunikationsforschung, die Mitte 2011 zu den Rückwirkungen des gegenwärtigen sozioökonomischen bzw. -technischen Wandels auf den Journalismus befragt wurden.

Darüber hinaus gibt das kostenfreie E-Book (PDF) Auskunft über identifizierbare Innovationsfelder im deutschsprachigen Journalismus sowie über journalistische Neuerungen und Experimentierflächen in den USA, Großbritannien und Frankreich.

Mike Greenly, »planet earth’s first interactive electronic journalist« (Quelle: TIME 1985, modernmechanix)

Nachfolgend einige Kernergebnisse der Studie:

  • Innerhalb der Branche bzw. zumindest unter den befragten Experten scheint durchaus ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Chancen und Gefahren des Medienwandels gegeben zu sein: »Der digitale Medienwandel wird als zentraler Stimulus verstanden, sich intensiver als bisher mit Innovationen im Journalismus auseinanderzusetzen« (S. 211). Zum Teil werden Social Media im Web zwar als situative Konkurrenz zu klassischen Angeboten eingestuft, insgesamt aber kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der »Bedeutungszuwachs« des Internet mittlerweile weitläufig akzeptiert wird und viele Befragte eine Erneuerungsdringlichkeit erkennen, um die Funktion (und die Zentralstellung) journalistischer Angebote in der Nachrichtenvermittlung zu erhalten.
  • Nichtsdestotrotz aber hebt der Report hervor, dass die crossmedialen Wertschöpfungspotentiale durch die journalistischen Anbieter hierzulande noch kaum ausgenutzt werden – weder wirtschaftlich noch publizistisch. Dazu tragen nach Einschätzung der Autoren nicht zuletzt die langfristig kristallisierten und eingespielten Redaktions- bzw. Organisationsstrukturen bei, die wenig Spielräume für Such- und Orientierungsprozesse lassen. Dies scheint in ausländischen Pressemärkten (z.B. USA, Frankreich) signifikant anders zu sein.
  • Die Befragten waren sich weitgehend einig darüber, dass »publizistische Angebote auch in Zukunft ihr Publikum ausschließlich mit hochwertigen und sorgfältig ausgewählten Inhalten überzeugen können – selbst wenn dies für die Branche bedeutet, über einen längeren Zeitraum weiter tapfer zu investieren« (S. 213). Das Verhalten der Branche insgesamt wird derzeit indes eher als »zurückhaltend« oder »ungelenk« charakterisiert, wobei insbesondere die saturierten Medienhäuser (bzw. deren Verantwortliche) in der Kritik stehen, welche ökonomische und redaktionelle Prozesse nur selten hinreichend aufeinander abstimmten und Innovationen nur zuließen, solange daraus kein wirtschaftliches Risiko resultiert.

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